noch nie waren sie sich als brüder so nahe gekommen; noch nie hielten sie ihre hände und spürten eine so enge verbundenheit.
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sie wuchsen nicht wirklich miteinander auf, denn ihr altersunterschied war ziemlich groß. dennoch gab es phasen, wo sie ihr geschwister-sein erleben durften. dann spielte der ältere mit seinem kleinen bruder oft in der natur. sie tobten sich auf wiesen und in wäldern aus und sie genossen die schöne, gemeinsame zeit.
als der ältere bruder dann seine frau kennen lernte, verloren sie sich für eine zeit aus den augen.
so gingen beide ihren weg und lebten ihr leben.
jahre später fanden sie wieder zueinander und erzählten sich, was sie erlebt hatten und waren stolz auf ihr erfülltes leben.
als die begegnungen dann häufiger wurden, stellte sich der jüngere, der beiden brüder oft die frage, ob er selbst überhaupt
geschwisterliebe empfände.
„was bedeutet geschwisterliebe? - wie muss man dann sein? - was muss man dabei empfinden?“
all diese fragen wollte sein kopf von ihm beantwortet haben, doch er konnte ihm keine antworten geben.
die treffen waren immer herzlich.
sie waren erfüllt mit gelächter und leichtigkeit bis eines tages der ältere bruder schwer erkrankte.
die leichtigkeit machte der schwere platz, das gelächter wurde in tränen aufgelöst.
sein zustand verschlechterte sich so, dass es keine hoffnung mehr für ihn gab.
es ging dem ende zu – und so kam es zur letzten begegnung.
an diesem tag würde der kopf des jüngeren bruders keine antworten bekommen, doch sein herz – und das spürte er genau – wusste die antworten schon längst.
noch nie waren sie sich als brüder so nahe gekommen; noch nie hielten sie ihre hände und spürten eine so enge verbundenheit.
sie wollten sich berühren, die nähe des anderen noch einmal richtig spüren.
als er seinen kranken bruder in inniger liebe hielt, schlief dieser ein. in dieser letzte stille, in der er seinen bruder in seinem herzen spürte, wusste er, dass es nun zeit wurde, loszulassen.
als sein bruder wieder aufwachte, umarmten sie sich ein letztes mal und bei ihrem abschied wussten beide, dass sie sich in dieser welt nicht wieder begegnen würden.
die fragen, die den jüngeren bruder immer wieder beschäftigten, waren alle ohne bedeutung geworden, da er in seinem inneren nun deutlich spürte, dass sein herz alle antworten bereits in sich hatte.