leichtigkeit


 

 

als er die türe öffnete und sie sich in die augen sahen, wussten beide, dass es so nicht weitergehen konnte.

sie spürten wieder diese schwere und traurigkeit und beschlossen, diese nicht mehr länger ertragen zu wollen.

das beste wäre, ihre zweifel und schuldgefühle hinter sich zu lassen und getrennte wege zu gehen.

 

sie waren sich einig und schweren herzens machte er seinen schritt in richtung trennung.

er wollte seine eltern informieren und teilte es seinem vater am telefon als ersten mit. 

um ihrer traurigkeit freien lauf zu lassen, vergrub sie, neben ihm liegend, ihren kopf im polster und verfolgte das gespräch.

 

es war ein trauriges und schweres, vom intellekt getragenes gespräch. der vater unterhielt sich mit seinem sohn über die vergangenheit, über das, was wohl daneben gegangen sein könnte, was sie falsch gemacht hatten und was anders gemacht hätte werden können.

sie sprachen über die zukunft. wie diese wohl aussehen werde, was man alles anders machen sollte, um diese erfahrung nicht mehr machen zu müssen.

 

sie hörte ihren mann sprechen; hörte seine erklärungen, seine rechtfertigungen und wurde, obwohl sie nur den halben dialog vernahm, immer schwermütiger und hatte das gefühl im bett zu versinken.

um dieser schwere zu entgehen, verdeckte sie ihre ohren mit dem polster und wollte nur noch mit sich und ihren gedanken alleine sein.

 

er spürte, wie das gespräch mit seinem vater an dem punkt anlangte, an dem so viele gedanken und strategien besprochen wurden, dass es sich eigentlich nur noch im kreis drehen konnte.

genau in diesem moment sagte sein vater zu ihm, dass seine mutter mit ihm sprechen wolle, weil sie ihm etwas sagen müsse.

sie erzählte ihm, dass ihr vor kurzem ein kleiner unfall passiert war und dass sie sich noch immer nicht ganz auf dem damm fühlte.

 

was war das? wie konnte sie es schon wieder tun?

es war immer wieder das selbe.

wenn er mit seinem vater wichtige gespräche, ja sogar lebensentscheidende gespräche führte, begann seine mutter irgendeine belanglose geschichte zu erzählen.

sie war nicht in der lage, die schwere der situation zu erkennen und .....

 

plötzlich hielt er in seinen gedanken inne. er konnte es kaum glauben. war es das, was seine mutter immer wieder machte, obwohl sie es vermutlich nicht einmal beabsichtigte.

ja, es musste so sein, denn sie machte es immer in solchen situationen.

und er fing an zu lächeln.

aus dem lächeln wurde ein lachen und er spürte, wie sich eine gewisse leichtigkeit bei ihm bemerkbar machte.

er beendete das gespräch und fing an laut zu lachen.

 

seine frau hob den polster an und blickte zu ihrem mann. sie sah sein fröhliches gesicht und wie sein bauch vor lauter lachen zitterte. sie hielt ihre hand darauf und begann ebenfalls zu lachen. dann spürte auch sie, wie sie mit leichtigkeit erfüllt wurde.

 

auf ihre frage, was passiert sei, erklärte er seiner frau, dass seine mutter das tat, was sie immer tat - er es aber noch nie erkannte hatte.

mit einer banalen geschichte, holte sie beide – ihren vater und ihn – wieder zurück in die gegenwart.

sie wollte beide immer wieder von der schweren last ihrer gedankenwelt befreien.

dieses mal hatte sie es geschafft.

sie brachte nun auch leichtigkeit in ihr leben zurück und beide nützten mit ihr die möglichkeit eines neubeginns.

 

 

 

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