anders


sie wuchs in einem behüteten umfeld auf. alle mochten sie und jeder wollte mit ihr spielen, zeit mit ihr verbringen, sich an ihrem sonnigen gemüt erfreuen.

auf ihren lippen war stets ein kleines lächeln zu erkennen, das alle kinder, die mit ihr spielten, in seinen bann zog. alle schienen durch ihre lebenslust angesteckt, ihr leben zu genießen.

es war eine zeit der leichtigkeit und der freude.

 

eine kleine bemerkung, die eine ihrer freundinnen über sie machte sollte jedoch alles ändern. sie sagte, dass sie anders als die kinder hier wäre.

 

anders? was meinte sie wohl damit?

 

sie begann sich ihren kleinen kopf darüber zu zerbrechen.

nie zuvor hatte sie das gefühl, anders zu sein. sie war immer der meinung, dass sie alle irgendwie zusammen gehörten, dass sie alle miteinander eine große familie wären.

doch nun fühlte sie sich zum ersten mal am rande dieser großen gemeinschaft.

 

sie begann sich zurückzuziehen und sich in ihre gedankenwelt zu verlieren.

dies war auch die zeit, in der ihr auffiel, dass sie wirklich anders war.

sie war kleiner und zierlicher als die anderen kinder, und ... sie hatte eine andere hautfarbe.

sie fing an sich selber zu bewerten und stellt für sich fest, dass die anderen viel schöner und besser wären als sie selbst und sie eigentlich nicht hierher gehörte.

 

so zog sie sich vollständig zurück und wollte nichts mehr mit den anderen kindern zu tun haben.

sie wurde zwar immer wieder ermuntert, bei ihren spielen mitzumachen, doch der selbstzweifel war so groß geworden, dass sie sich nicht mehr dazu entschließen konnte.

 

traurigkeit erfüllte ihr kleines herz, das bisher nur heiterkeit und lebensfreude empfand. ein seltsames, schmerzendes gefühl.

es war so ganz anders, so überwältigend, so mächtig.

obwohl es schmerzte, weckte es die kindliche neugier in dem kleinen mädchen.

sie trat vor einen spiegel und schaute sich selber an.

sie sah ein kleines, zierliches mädchen mit dunkler hautfarbe, das tränen auf der wange hatte, die wie perlen auf ihrer haut glänzten.

 

perlen!?

sie hatte etwas hervorgebracht, was so kostbar war?

ihre gesichtszüge veränderten sich und ein kleines lächeln zauberte sich darauf.

nun erkannte sie, dass sie zwar anders war als die anderen kinder, aber gerade dadurch auch „etwas besonderes“.

 

sie wischte ihre tränen nicht ab, um ihren freunden ihr kostbares geschenk zu zeigen und ging hinaus.

 

 

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